Kolonial Esel

Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Band I, S. 586 f.
Eselzucht. Der Esel ist als Transporttier in allen überseeischen Schutzgebieten vertreten. Seine Vorzüge gegenüber anderen Transporttieren liegen in seiner außerordentlichen Anspruchslosigkeit und Widerstandskraft gegen Seuchen. Als Zuchttier kommt der Esel auch für die Erzeugung von Maultieren und Mauleseln in Betracht. In Deutsch-Südwestafrika hat sich die Eselrasse auf Zuchtmaterial aufgebaut, das zum größten Teil aus der Kapkolonie stammt. Im Jahre 1913 wurden bei der amtlichen Viehzählung 8563 Esel ermittelt, darunter 813 Hengste, 3484 Stuten, 2775 Wallache, 1541 Fohlen. Die weiteste Verbreitung hat die Eselrasse im Bezirk Warmbad mit 1698 Tieren.
Zur Verbesserung der Eselrasse sind aus Arabien Maskatesel und aus der Provinz Bari in Italien einige hervorragende italienische Hengste eingeführt. Die Maskatesel sind große Tiere, weiß oder isabellfarbig und von lebhaftem Temperament. Ihr guter Gang und ihre Leistungsfähigkeit sind bekannt, doch sind sie nicht so widerstandsfähig wie der Massaiesel, weshalb für den Gebrauch gerne Kreuzungen zwischen dem Maskatesel und dem ostafrikanischen Esel genommen werden. Die Maskatesel werden in allen größeren Küstenorten gehalten und teuer bezahlt. Die Schutztruppe hat in Daressalam, Iringa und anderen Stationen mit den erwähnten Kreuzungen befriedigende Ergebnisse erzielt. Der Bedarf an guten Reittieren wird aber noch nicht im Lande durch die Esel gedeckt. In Kamerun und Togo ist der Esel mit den Haussa (s.d.) verbreitet, ohne dass eine geregelte Zucht stattfindet. Der Haussaesel ist groß und stark, meist grau von Farbe mit einem dunkelbraunen oder schwarzen Kreuz auf dem Rücken und schwarzen Querstreifen an den Hinterbeinen. Auch isabellfarbene Esel kommen gelegentlich vor. In Kamerun ist der Esel hauptsächlich in den Tsadseegebieten und in Adamaua verbreitet, während er in Togo in Tschaudjo, Sansane - Mangu, Jendi und Salaga sich am häufigsten findet. Nach den Schutzgebieten der Südsee wurde der Esel auch eingeführt; auf Samoa wird er beim Einsammeln der Kokosnüsse auf den Pflanzungen als Lasttier verwandt. Im Kiautschougebiet kommt der Esel häufig vor, er ist neben dem Maultier das am meisten verbreitete Lasttier, auch wird er von den chinesischen Bauern zur Feldarbeit und mit Vorliebe zum Reiten verwendet. Die E. steht in der ganzen Provinz Schantung auf hoher Stufe.